typografische fehler lassen sich in vielen Publikationen finden, dies sind die 10 häufigsten fehler

Die 10 häufigsten typografischen Fehler

1. Die Anführungs- und Abführungsstriche

Oft wird das Zoll- bzw. Sekundenzeichen verwendet. Wo finde ich die korrekten Gänsefüßchen? Die Anführungsstriche finden Mac-Benutzer unter Alt + Shift + W, die Abführungsstriche unter Alt + 2; Windows-User tippen Alt + 0132 bzw. Alt + 0147, auch die französischen Guillemets sind im Deutschen, wie abgebildet, erlaubt.

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2. Bindestrich statt Gedankenstrich

Der Bindestrich wird bei Worttrennungen genutzt und vor dem kurzen Divis (-) wird kein Leerzeichen gesetzt. Der Gedankenstrich (–), auch als Halbgeviertstrich bekannt, findet bei folgenden Gegebenheiten Anwendung:

  • Der Gedankenstrich dient dazu, einen Einschub innerhalb eines längeren Gedanken­gangs einzufügen und damit zu kennzeichnen.
  • Ebenso findet der Halbgeviertstrich als Bis-Strich bei der Notation von Intervallen wie „23–26“ Verwendung. Er steht dann für das gesprochene Wort bis. Als Intervallgrenzen sind hierbei nur zählbare (ordinale) Typen und Zahlen üblich („A–Z“ oder „5,7–13“). Bei Verwendung von „von“ wird in der Regel kein Bis-Strich, sondern die ausgeschriebene Version „bis“ benutzt.
  • Der Halbgeviertstrich wird auch bei Streckenangaben eingesetzt. Dabei gibt es unterschiedliche Empfehlungen dazu, ob der Halbgeviertstrich durch Leerzeichen bzw. Spatia eingerahmt wird oder nicht. Für den Bürobereich empfiehlt die DIN 5008 Leerzeichen um den Streckenstrich (z. B. „Greifswald – Berlin“). Laut Duden wird der Streckenstrich meist ohne Leerraum gesetzt (z. B. „Greifswald–Berlin“). Im Schreibgebrauch werden davon aber oft Ausnahmen gemacht. Spatien oder auch ganze Leerzeichen sind zum Beispiel zweckmäßig, wenn mindestens einer der Ortsnamen aus zwei Wörtern besteht („Stralsund – Greifswald – Wolgast – Kaiserbad Heringsdorf“) oder wenn viele Ortsnamen als Route verbunden werden, zumal dann oft ein Zeilenumbruch notwendig wird. Der Streckenstrich soll beim Zeilenumbruch am Ende der oberen Zeile stehen.
  • Bei der Angabe von runden Geldbeträgen kann nach der ganzen Zahl, die in der größeren Währungseinheit angegeben ist, ein Komma und direkt angeschlossen ein Halbgeviertstrich als Auslassungszeichen gesetzt werden. Beispiel: „12,– €“. Nicht mehr üblich ist es dagegen, bei Geldbeträgen unter 1 € diese mit einem Strich zu beginnen (z. B. „–,89 €“); zu Zeiten der D-Mark war dies noch verbreitet („–,89 DM“). Stattdessen soll die Ziffer Null verwendet werden (z. B. „0,89 €“).
  • In Wörterbüchern werden die enthaltenen Sprachen durch einen Halbgeviertstrich miteinander verbunden (bspw. Deutsch–Englisch sowie Englisch–Deutsch).

Mac- und Windows-Tastaturen führen den Divis als Standard, während der Gedankenstrich über Alt + Divis (Windows: Alt + 0150) und der Geviertstrich über Alt + Shift + Divis (Windows: Alt + 0151) aufgerufen wird.

3. Eszett in Versalwörtern

Man lernt es eigentlich in der Schule: aus Großvater wird bei Großschreibung GROSSVATER. Jedoch ist oft GROßVATER zu lesen – eine typografische Kardinalsünde. Es entsteht, weil gemischt geschriebene Passagen per Knopfdruck in Versalien verwandelt werden und wieder zurück. Einen Teil der daraus resultierenden Zeitersparnis sollten Sie dafür nutzen, Ihr Ergebnis zu kontrollieren.

4. Apostroph

Den falschen Apostrophen haben gleich mehrere Internetseiten den Kampf angesagt. Dort amüsiert man sich über Ausdrücke wie Ralf´s PC´s, der gleich drei Fehler enthält: der dargestellte Apostroph ist keiner, er ist ein französischer Akzent, und der Genitiv benötigt ebensowenig ein Häkchen wie eine Pluralbildung. Ein Apostroph kennzeichnet den Wegfall eines e oder einer Silbe: Mach’s besser, M’gladbach, ’rübergehen (aber: fürs Badezimmer). Mac-Anwender finden den typografisch richtigen Apostroph unter Alt + Shift + #, Windows-Benutzer unter Alt + 0146.

5. doppelte Leerzeichen

Es kann immer mal vorkommen, insbesondere dann, wenn man seine Worte in einer Textverarbeitung mehrfach umbaut. Eigentlich geht der Vorwurf an die gängigen Textprogramme, die doppelte Wortabstände gar nicht zulassen dürften. Wer einen längeren Text geschrieben hat, sollte vor der Veröffentlichung einfach einen Suchen- und Ersetzen-Durchgang starten.

6. fehlende Bindestriche

Zuletzt in einem Warenregal gelesen: „Mädchen oder Knaben Slip: 3,99 €“. Oder auf der Südzucker-Packung: „Würfel Zucker“. Manche beneiden uns Deutsche, weil wir Wörter koppeln können, was vor allem unsere Literatur reicher macht. Doch Würfelzucker ist auch für eine Produktpackung ein wunderbares Wort. Die Preisauszeichnung „Mädchen- oder Knabenslip“ verliert erst mit einem Bindestrich ihre Schlüpfrigkeit. Ob man Markennamen in eigenen Drucksachen mit einem Divis koppelt (Audi Training), muss der Markeninhaber selbst entscheiden.

7. hässlicher Blocksatz

Wenn Ihr Layout-Programm keine intelligente Silbentrennung bereitstellt, sollten Sie auf Blocksatz verzichten, weil nicht getrennte Wörter Löcher in die Zeile davor treiben. Sogenannte Fließbächlein sehen nicht nur unschön aus, sondern stören den Lesefluss immens. Im Internet verbietet es sich grundsätzlich, da Web-Browser keine Silbentrennung an HTML-Texten praktizieren. Blocksatz gehört in Romane und Zeitungen!

8. falsche Kapitälchen

Hervorhebungen im Text NIEMALS in Grossbuchstaben. Ihre einheitliche Höhe SPRENGT das Satzgefüge und STÖRT das Schriftbild. Sie schreiben unangenehm »laut«. Stattdessen empfehlen wir kursive Schnitte einzusetzen. Sind Versalwörter unvermeidbar, dann bitte echte Kapitälchen verwenden. Je nach typografischem Umfeld, werden die – ursprünglich groß zu schreibenden Anfangsbuchstaben von Substantiven – beim Kapitälchensatz meist ebenfalls verkleinert.

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9. keine Ligaturen

Wenn zwei Buchstaben zu einem Zeichen verbunden wurden, spricht man von einer Ligatur. Standard-Schriften enthalten zwei Ligaturen, die fi- und die fl-Ligatur. Sie werden bei Programmen wie Quark-XPress und Adobe InDesign automatisch gesetzt, wenn man das in den Voreinstellungen festlegt. Tun Sie das, bitte! Warum überhaupt Ligaturen? Damit sich Buchstaben nicht berühren, zum Beispiel der Kopf des f mit dem Punkt des i:

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10. Mediävalziffern

Normalziffern sind einheitlich hoch und gleich breit, damit sie in Tabellen sauber untereinander stehen. Schriften mit typografischem Anspruch führen Zahlen mit Unter- und Oberlängen, Mediävalziffern genannt. Sie fügen sich harmonisch ins Textbild ein. Mediävalziffern sind in modernen Schriften Standard.

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Anne Gaschler
gaschler@hnm.de
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